Neueste Forschungsergebnisse

Obwohl die unabhängige, nicht von der Industrie finanzierte oder beeinflusste Mobil­funkforschung kaum mit Geldern ausgestattet wird und in nicht wenigen Fällen sogar massiv behindert bzw. diskreditiert wird, sind in den vergangenen Jahren wegweisende Arbeiten entstanden, die einen äusserst vorsichtigen Umgang mit elektromagnetischen Feldern bzw. Funkstrahlung nahe legen. Nachfolgend sind einige der wichtigsten Arbei­ten aufgeführt, und ihr Hauptergebnis wird genannt. Die Studien sind nach Publikations­jahr geordnet.

Der grösste Teil dieser Studien wurde in Fachzeitschriften mit „peer reviewing“ (Exper­tenbegutachtung) veröffentlicht. Die Beiträge ohne „peer reviewing“ sind jedoch nicht weniger ernst zu nehmen. Peer reviewing verzögert die Publikation stark und kann (z.B. infolge Industrienähe von Experten) zu einer Abschwächung von Aussagen oder zur Ab­lehnung der Veröffentlichung führen, weshalb manche Studienautoren andere Publikati­onswege vorziehen.

Gesundheitliche Probleme in der Nähe von Mobilfunkantennen:

Eger H, Neppe F (2009) „Krebsinzidenz von Anwohnern im Umkreis einer Mobilfunksen­deanlage in Westfalen – Interview-basierte Piloterhebung und Risikoschätzung“. Umwelt Medizin Gesellschaft 2009; 22(1): 55-60. Signifikanter Anstieg der Krebsinzidenz 5 Jahre nach GSM-Antennen-Sendebeginn; 1,5-faches Krebrisiko und um 7 Jahre früheres Erkrankungsalter.

Hutter H-P, Moshammer H, Wallner P, Kundi K (2006) „Subjective symptoms, sleeping problems, and cognitive performance in subjects living near mobile phone base stations“. Occupational and Environmental Medicine 2006;63:307–313. Signifikanter Zusammen­hang zwischen Beschwerden und in Wohnungen gemessener Strahlung infolge GSM-Sendestationen.

Abdel-Rassoul G et al. (2006) „Neurobehavioral effects among inhabitants around mobi­le phone base stations“. NeuroToxicology, doi:10.1016/j.neuro.2006.07.012. Signifikant erhöhte Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen, Schwindel, Zittern, depressive Symptome, Schlafstörungen in Wohnblöcken unter und neben einem GSM-Sende­masten.

Eger H, Hagen KU, Lucas B, Vogel P, Voit H (2004) „Einfluss der räumlichen Nähe von Mobilfunksendeanlagen auf die Krebsinzidenz“. Umwelt Medizin Gesellschaft 17, 4/2004. Über 3-faches Krebsrisiko bei 8 Jahre früherem Erkrankungsalter inner­halb von 400 m um einen GSM-Mobilfunk-Sendemasten.

Oberfeld G, Navarro EA, Portolés M, Maestu C, Gómez-Perretta de Mateo C (2004) „The Microwave Syndrom – further Aspects of a Spanish Study“ prepared for the 3rd Int’l Workshop on Biolog. Effects of EMFs, 4. - 8. October 2004, Kos, Greece. Signifikanter Zusammenhang zwischen Beschwerden und in Wohnungen gemessener Strah­lung infolge GSM-Sendestationen.

Schädliche Wirkung von Mobilfunkstrahlung allgemein:

Frei P, et al., (2009) „Temporal and spatial variability of personal exposure to radio fre­quency electromagnetic fields“. Environ. Res., doi:10.1016/j.envres.2009.04.015. Die Strahlungs-Exposition der Bevölkerung in der Region Basel wird durchschnittlich zu drei etwa gleichen Teilen von Antennen, Handys anderer Leute und DECT-WLAN-Anlagen verursacht (Selbstbestrahlung durch eigene Handy- und DECT-Schnurlostelefon-Gespräche nicht berücksichtigt).

Hyland GJ (2000) „Physics and Biology of Mobile Telephony“. The Lancet, Vol 356, No­vember 25, 2000. Der Autor stellt die auf bloss thermischen Effekten beruhenden Grenzwerte in Frage, deutet auf Resonanzen von gepulster Strahlung und elektro­chemischen Aktivitäten des lebenden Organismus hin, betont die Existenz indivi­dueller Reaktionsmuster von Organismen und bringt beobachtete neuro­logische Probleme von Handynutzern und Antennenanwohnern damit in Zusam­menhang.

Elektrohypersensitivität (EHS):

Havas M, Marrongelle J, Pollner B, Kelley E, Tully L (2009). Provocation Study using He­art Rate Variability shows Microwave Radiation from DECT phone affects Autonomic Nervous System. Journal of the Ramazzini Institute, Annual Series on Environmental He­alth Issues, Italy, submitted. Werden elektrohypersensitive Personen über einen län­geren Zeitraum der Strahlung von Schnurlostelefonen (DECT) ausgesetzt, ändert sich ihre Herzfrequenz bzw. ihr Pulsschlag.

Johansson O (2006) „Electrohypersensitivity: State-of-the-Art of a Functional Impairment “. Electromagnetic Biology and Medicine, 25: 245–258, 2006. In der Haut von elektro­sensiblen Personen werden verschiedene charakteristische Veränderungen fest­gestellt – ein Hinweis auf die physiologische Natur der Auswirkungen elektroma­gnetischer Belastung. Das Leiden Elektrosensibler ist primär nicht psychosoma­tisch bedingt, d.h. nicht „eingebildet“.

Mobilfunkstrahlung und Tumorbildung:

Xu S, Zhong M, Zhang L, Zhou Z, Zhang W, Wang Y, Wang X, Li M, Chen Y, Chen C, He M, Zhang G, Yu Z (2009) „Exposure to 1800 MHz radiofrequency radiation induces oxi­dative damage to mitochondrial DNA in primary cultured neurons“. Brain Res. 2009 Oct 29. Mobilfunkstrahlung GSM 1800 kann Schäden an der mitochondrialen DNA in Neuronen verursachen, also die Erbsubstanz von Gehirnzellen schädigen – Vor­stufe einer möglichen Krebsentstehung.

Franzellitti S, Valbonesi P, Ciancagli N, Biondi C, Contin A, Bersani F, Fabbri E (2009) „Transient DNA damage induced by high frequency electromagnetic fields (GSM1.8 GHz) in the human trophoblast HTR-8/SVneo cell line evaluated with the alkaline Com­met assay“. Mutat Res, 2009 Oct 9. Mobilfunkstrahlung GSM 1800 kann DNA-Schä­den verursachen, d.h. die Erbsubstanz schädigen – Vorstufe einer möglichen Krebsentstehung.

Eberhardt JL, Persson BRR, Brun AE, Salford LG, Malmgren LOG (2008) „Blood-brain barrier permeability and nerve cell damage in rat brain 14 and 28 days after exposure to microwaves from GSM mobile phones“. Electromagnetic Biology and Medicine 27:215-229. Dies ist die jüngste einer Reihe von Studien, welche eine Gehirnschädigung (Neuronentod) bei Ratten infolge Öffnung der Blut-Hirn-Schranke durch Mobilfunk­strahlung nachweist.

Schwarz C, Kratochvil E, Pilger A, Kuster N, Adlkofer F, Rüdiger HW (2008) „Radiofre­quency electromagnetic fields (UMTS, 1'950 MHz) induce genotoxic effects in vitro in hu­man fibroblasts but not in lymphocytes“. Internat'l Archives of Occ and Env Health, Volu­me 81, Number 6 / Mai 2008. UMTS-Strahlung verursacht eine 10-mal stärkere Gen­schädigung als GSM-Strahlung – Vorstufe einer möglichen Krebsentstehung.

Schlatterer K., Gminski R., Tauber R., Fitzner R. (2004) „Radiofrequency (1800 MHz) electromagnetic fields cause DNA strand breaks and micronuclei formation in HL-60 hu­man promyelocytic cells“. REFLEX (Risk Evaluation of Potential Environmental Hazards From Low Energy Electromagnetic Field Exposure Using Sensitive in vitro Methods ), EU Final Report. Die Erbsubstanz wird durch Mobilfunkstrahlung geschädigt – Vorstu­fe einer möglichen Krebsentstehung.

Hardell L, Carlberg M (2009) „Mobile phones, cordless phones and the risk for brain tu­mours “ International Journal of Oncology 35: 5-17, 2009. Bis zu 5-faches Hirntumorri­siko infolge über 10-jähriger Handynutzung; das Risiko ist für jüngere Personen höher.

Morgan LL et al. (2009) „Cellphones and Brain Tumors – 15 Reasons for Concern. Science, Spin and the Truth behind Interphone“ www.radiationresearch.org/pdfs/ 15rea­sons.asp . Deutsche Übersetzung „Mobiltelefon und Hirntumor – 15 Gründe zur Sorge. Wissenschaft, Meinungsmache und die Wahrheit hinter Interphone“ www.buergerwelle-schweiz.org/Wissenschaft.298.0.html#7350. Kritische Analyse der seit 2005 abge­schlossenen, aber (Dez. 2009) immer noch nicht publizierten Interphone-Studie aus 13 Ländern. Diese von der Industrie mitfinanzierte Interphone-Studienserie ba­siert auf 11 Mängeln des Studiendesigns, die alle zu einer Unterschätzung des Hirntumorrisikos führen. Bei Berücksichtigung dieser Mängel ist der Zusammen­hang zwischen Handynutzung und erhöhtem Hirntumorrisiko eindeutig.

Sadetzki S et al. (2007) „Cellular Phone Use and Risk of Benign and Malignant Parotid Gland Tumors—A Nationwide Case-Control Study “. American Journal of Epidemiology, DOI: 10.1093/aje/kwm325. Signifikanter Zusammenhang Handynutzung – Ohrspei­cheldrüsenkrebs.

Gandhi GA (2005) “Genetic damage in mobile phone users: some preliminary findings”. Indian J Hum Genet 2005;11:99-104. Hochsignifikante DNA- und Chromosomen­schäden bei Handynutzern im Vergleich zu Nichtnutzern – Vorstufe einer mögli­chen Krebsentstehung.

Hardell L et al (2004) „Cellular and cordless telephone use and the association with brain tumors in different age groups“. Arch. Environ. Health 59 (March (3)) (2004) 132–137. 20-29-jährige Handytelefonierer hatten ein 7-faches Hirntumorrisiko im Vergleich mit allen Altersgruppen.

Handybesitz und Fertilitätsstörungen (Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit):

Agarwal A, Deepinder F, Sharma RK, Ranga G, Li J (2007) „Effect of cell phone usage on semen analysis in men attending infertility clinic: an observational study“. Fertil Steril. 2007 May 3. Verminderte männliche Samenqualität in Abhängigkeit von der tägli­chen Handynutzungsdauer bezüglich Spermienzahl, Motilität, Viabilität und norma­ler Morphologie (Mehrere Studien anderer Autoren fanden dasselbe Ergebnis).

Auswirkungen von Mobilfunkantennen auf Tiere:

Hässig M, Jud F, Naegeli H, Kupper J, Spiess BM (2009) „Prevalence of nuclear cataract in Swiss veal calves and its possible association with mobile telephone antenna base stations “. Schweiz. Arch. Tierheilk. Band 151, Heft 10, Okt. 2009, 471–478. Die unter­suchten Kälberaugen mit Katarakt (Grauem Star, „Kälberblindheit“) wiesen auf oxidativen Stress hin, und es besteht ein Zusammenhang zwischen oxidativem Stress in Kälberaugen und der Distanz zum nächsten Mobilfunkmast. (Ein Hof bei Winterthur mit Mobilfunkmast und Kataraktfällen bei zwei Dritteln aller Kälber ist in dieser Studie nicht eingeschlossen. Seit dem Abbau des Sendemastes kam dort kein Katarakt mehr vor.)

Balmori A, Hallberg Ö (2007) „The Urban Decline of the House Sparrow (Passer dome­sticus): A Possible Link with Electromagnetic Radiation“. Electromagnetic Biology and Medicine, 26:2, 141–151. Signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl Spat­zen pro Hektare und der Stärke der Mobilfunkstrahlung in einer Stadt.

Löscher W (2003) „Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder von Mobilfunksende­anlagen auf Leistung, Gesundheit und Verhalten landwirtschaftlicher Nutztiere: Eine Be­standesaufnahme“. Der Praktische Tierarzt 84, Heft 11, 850-863. Stark erhöhte Fertili­tätsstörungen, Fehl- und Missgeburten sowie Verhaltensan­omalien bei Rindern auf bayrischen Bauernhöfen im Umfeld von Mobilfunksende­masten. Hinweise, dass dabei nicht (nur) die gemessene Strahlungsintensität, sondern die niederfre­quente Pulsung eine massgebende Rolle spielt.