Die Abdeckungsvereinbarungen betreffen die Empfangsqualität, d.h. die minimale Stärke der Antennen-Funksignale an Orten im Freien, die es für einen guten Handyempfang braucht. Obwohl die Betreiber diese Vereinbarungen längst erfüllt haben, kann mancherorts trotzdem ein Bedarf nach mehr Antennen entstehen, und dies aus zwei Gründen: 1. Sobald die Nachfrage nach Handyverbindungen derart ansteigt, dass die Kapazität der vorhandenen Antennen nicht mehr ausreicht, um alle gleichzeitig verlangten Verbindungen herzustellen, braucht es mehr Antennen. Der stetige Weiterausbau der Mobilfunknetze scheint also eine Folge der Nachfrage zu sein. Doch die Betreiber schaffen diese Nachfrage selber. Sie sind es, die mittels Erfindung immer neuer Anwendungen, psychologisch ausgefeiltester Werbung und Gratishandys die Spirale „Bedürfnisweckung – Bedürfnisbefriedigung“ in Gang halten. 2. Die Betreiber wollen auch zuinnerst in Gebäuden überall einen guten Empfang garantieren. Dazu sind sie keineswegs verpflichtet, aber die Konkurrenz der Betreiber sorgt für den Wettbewerb um die beste Inhouse-Abdeckung. Zudem wollen sie zunehmend die sicheren und zuverlässigen Festnetzanschlüsse mit für sie im Unterhalt günstigeren Mobilfunknetzen verdrängen.
Man könnte einwenden, der Konsument sei frei, das Angebot zu nutzen oder nicht. Von Kindern und Jugendlichen, einer der Haupt-Zielgruppen der Werbung, kann jedoch ein verantwortungsvolles Wahrnehmen dieser Freiheit nicht erwartet werden. Und Erwachsene können auch nur dann verantwortlich entscheiden, wenn sie über die Risiken der Funktechnologie zutreffend informiert sind. Doch gerade an dieser Information fehlt es. Die Strategie der Industrie ist es, in der Bevölkerung kein Bewusstsein über die Gesundheitsschädlichkeit der heutigen Mobilfunktechnologie aufkommen zu lassen. Sie erreicht dieses Ziel mittels zahlreicher Massnahmen22;23 wie: Beeinflussung der Meinungsbildung in Wissenschaft, Journalismus und Öffentlichkeit; Lobbyarbeit; Einsitznahme in Wissenschaftsgremien; Bildung eigener Frontorganisationen wie z.B. ForumMobil; öffentliche Diskreditierung unliebsamer Wissenschaftler; finanzielle Zuwendungen an Umweltorganisationen usw. Der Staat sieht diesen Aktivitäten tatenlos zu oder fördert sie. Widerstand gegen den Netzausbau kommt hauptsächlich von zahllosen Einsprachen und Rekursen besorgter Bürger gegen Antennen. Immer häufiger kommt er auch von den Gemeindebehörden, die ihre Einwohner schützen möchten.