Krebsregister mit unzuverlässigen Hirntumorstatistiken

 

Anstieg von Hirntumorfällen wegen Handynutzung belegt
In zwei (1, 2) aktuellen Studien vom April 2013 und November 2014 belegt der schwedische Wissenschafter Lennart Hardell mit seinem Team erneut einen klaren Zusammenhang zwischen der Langzeitnutzung von Handys und bestimmten Hirntumorarten. Die beiden anderen grossen Forschungsprojekte Interphone und CERENAT kommen unabhängig von der Hardell-Gruppe ebenfalls zum Schluss, dass bei Langzeitnutzern von Handys ein erhöhtes Risiko für Tumore im Kopf besteht. Die Studien der Hardell-Gruppe waren ein massgeblicher Grund dafür, dass die Krebsforschungsagentur der WHO vor drei Jahren Mobilfunkstrahlung in das offizielle Verzeichnis krebserregender Stoffe aufnahm.

Professor Hardell empfiehlt nun dringend, dass diese Klassifizierung weiter verschärft werden sollte und zudem unbedingt eine verbesserte Meldepraxis für Krebs- und Tumorerkrankungen erreicht werden muss. Er hat dazu einige Fragen(3) des Dachverbandes Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein beantwortet.

Mangelhafte schwedische Hirntumorstatistik
Kürzlich veröffentlichte die Schwedische Stiftung für Strahlenschutz den Artikel(4) „Starke Zunahme von Hirntumorpatienten mit unklarer Diagnose in Schweden“. Darin wird gezeigt, dass sich die Hirntumorfälle seit 2008 in Schweden mehr als verdoppelt haben. Diese beunruhigende Entwicklung schlägt sich allerdings nicht im schwedischen Krebsregister nieder. Ursache ist ein offensichtlich mangelhaftes Meldewesen.

Doch genau dieses fehlerhafte schwedische Krebsregister wird von interessierten Kreisen benutzt, um zu „beweisen“, dass die Hirntumor-Fallzahlen angeblich konstant blieben, und das widerspreche den wissenschaftlichen Studien der Hardell-Gruppe, die einen Zusammenhang zwischen Handynutzung und Hirntumor sähen.

Interessanterweise zeigt die dänische Hirntumorstatistik im Gegensatz zur schwedischen seit 2003 eine starke Zunahme der Hirntumorfälle. Darüber gab es schon vor zwei Jahren eine Pressemeldung, die jedoch folgenlos blieb: Die Dänische Krebsgesellschaft berichtete 2012, dass sich die Zahl der Männer, bei denen ein Glioblastom – der bösartigste Hirntumortyp – diagnostiziert wurde, seit 2002 verdoppelt habe. Der Chef der Kopenhagener Neuro-Onkologie nannte es eine „erschreckende Entwicklung“, hatte aber „keine Ahnung, was die Ursache sein könnte“.

Wem dient ein fehlendes oder fehlerhaftes Krebsregister?
Daraus wird klar: Ein fehlerhaftes oder nicht existierendes Krebsregister dient den Kreisen, die den Anstieg der Hirntumorfälle verheimlichen wollen. Aber ein korrekt geführtes Krebsregister ist eine unerlässliche Grundlage, um Massnahmen zum Gesundheitsschutz zu ergreifen.

Wann erhalten wir in der Schweiz das längst überfällige nationale Krebsregister?  Wer verzögert – oder hintertreibt – aus welchen Gründen dessen Schaffung?

(1) Lennart Hardell, Michael Carlberg, Kjell Hansson: Mild Use of mobile phones and cordless phones is associated with increased risk for glioma and acoustic neuroma, in Pathophysiology; DOI: dx.doi.org/10.1016/j.pathophys.2012.11.001 http://www.pathophysiologyjournal.com/article/S0928-4680%2812%2900110-1/fulltext  vgl. dazu auch http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/vorbeugung/kinder-sind-besonders-gefaehrdet-studie-warnt-wer-viel-mit-dem-handy-telefoniert-riskiert-einen-hirntumor_id_4268814.html

(2) Michael Carlberg, Lennart Hardell: Decreased Survival of Glioma Patients with Astrocytoma Grade IV (Glioblastoma Multiforme) Associated with Long-Term Use of Mobile and Cordless Phones, Int. J. Environ. in Res. Public Health 2014, 11, 10790-10805; DOI:10.3390/ijerph111010790 http://www.mdpi.com/1660-4601/11/10/10790

(4) Interview mit Lennart Hardell: http://www.funkstrahlung.ch/images/pdf/hardell_kommentar_10.11.2014.pdf

(5) Deutsche Übersetzung des Artikels: http://www.buergerwelle-schweiz.org/themen/strahlung_gesundheit/handy/hirntumorstatistik_schweden.html