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Handy am Steuer - eine Gefahr für alle

In den USA sollen Telefongespräche während des Fahrzeuglenkens generell verboten werden

Anhand eines eindrücklichen Verkehrsunfalls mit mehreren Beteiligten, wurde unter mehreren Risikofaktoren dargelegt, wie gefährlich insbesondere die Ablenkung von Autofahrern durch Handy-Gespräche, durch SMS-Schreiben und durch das Bedienen elektronischer Geräte wie Smartphones sein kann. Untersuchungen zeigen nämlich, dass diese gefährliche Ablenkung des Fahrers auch dann gegeben ist, wenn mit einer Freisprecheinrichtung telefoniert wird. Als logische Konsequenz empfiehlt der Verkehrssicherheitsrat, die Gesetzgebung so anzupassen, dass generell tragbare elektronische Geräte für alle Fahrzeugfahrer in Zukunft verboten werden. Solche Geräte sollen nur noch in Notfallsituation zulässig sein, oder wenn sie so konzipiert sind, dass sie das eigentliche Fahren unterstützen.

Es wird zudem empfohlen, das Verbot mit Nachddruck landesweit durchzusetzen und eine umfassende Aufklärungs- und Informationskampagne für Autofahrer zu lancieren. Ausserdem wird der Verband der Handy- und Unterhaltungselektronikhersteller (CTIA) aufgefordert, technische Lösungen zu entwickeln, die dem Fahrzeuglenker das Telefonieren mit dem Handy während der Fahrt verunmöglichen, es in Notfällen aber zulassen. Mit den vorgeschlagenen Massnahmen soll die Zahl der ständig steigenden Unfälle wegen Unaufmerksamkeit rasch gesenkt werden. In den USA kamen vergangenes Jahr rund 3'000 Menschen wegen Unaufmerksamkeit im Strassenverkehr ums Leben.

Eine Untersuchung der Kantonspolizei Thurgau vom Frühling 2011 hat ergeben, dass rund ein Drittel aller Verkehrsunfälle wegen Unaufmerksamkeit auf das Konto von telefonierenden Fahrzeuglenkern geht. Antwortschreiben der zuständigen Bundes- und Kantonsbehörden an den Dachverband Elektrosmog Schweiz und Liechtenstein zeigen, dass das Problem hinlänglich bekannt ist. Die Verantwortlichkeiten werden allerdings abgeschoben. Ernsthafte Gegenmassnahmen seien auch nicht geplant, da man unter anderem auf die finanziellen Interessen der Handy-Firmen Rücksicht nehmen müsse. Scheinbar zählen die vielen geopferten Menschenleben bei unseren Behörden wenig bis gar nichts.

aus: Nationaler Verkehrsicherheitsrat der USA (NTSB), Sitzung des Direktoriums vom 13. Dez. 2011

http://www.ntsb.gov/news/events/2011/gray_summit_mo/presentations.html

Frei übersetzter Auszug aus der Rede der Vorsitzenden des NTSB, Deborah A.P. Hersman:

„Zwei Leben wurden in einem unaufmerksamen Augenblick ausgelöscht und 3'000 weitere Menschen verloren im vergangenen Jahr auf ähnliche Weise ihr Leben im Strassenverkehr. Leben  -  ausgelöscht in einem Augenblick, während dem Tippen einer SMS, während eines Tastendrucks. Ja, wir haben elektronische Geräte, um in Verbindung zu bleiben. Aber, ein Unfall unterbricht diese Verbindung - dauerhaft. Es ist an der Zeit, diese Unaufmerksamkeit zu stoppen. Kein Anruf, keine SMS, kein Daten-Update ist ein Menschenleben wert.“

Auszüge aus der Originalmeldung des NTSB, Boardroom of the National Transportation Safety Board, Chairman Deborah A.P. Hersman, Opening Statement, December 13, 2011:

And it was over just like that. It happened so quickly. And, that's what happened at Gray Summit. Two lives lost in the blink of an eye. And, it's what happened to more than 3,000 people last year. Lives lost. In the blink of an eye. In the typing of a text. In the push of a send button.

Yes, we have portable electronic devices so we can stay connected. But, a crash breaks the connection. Permanently.It's time to put a stop to distraction. No call. No text. No update. Is worth a human life.

(1)  Ban the nonemergency use of portable electronic devices (other than those designed to support the driving task) for all drivers;

(2)  use the National Highway Traffic Safety Administration model of high visibility enforcement to support these bans; and

(3)  implement targeted communication campaigns to inform motorists of the new law and enforcement, and to warn them of the dangers associated with the nonemergency use of portable electronic devices while driving. (H-11-XX)

To CTIA The Wireless Association and the Consumer Electronics Association: Encourage the development of technology features that disable the functions of portable electronic devices within reach of the driver when a vehicle is in motion; these technology features should include the ability to permit emergency use of the device while the vehicle is in motion and have the capability of identifying occupant seating position so as not to interfere with use of the device by passengers. (H-11-XX) A combination of enforceable state laws, high visibility enforcement, and supporting communication campaigns can reduce the number of accidents caused by drivers distracted by the use of portable electronic devices.

Manufacturers and providers of portable electronic devices known to be frequently used while driving should reduce the potential of these devices to distract drivers by developing features that discourage their use or that limit their nondriving- or nonemergency-related functionality while a vehicle is in operation.

Medienmitteilung vom 18.12.2011

Studie Uni Utah - Handy am Steuer

Vergleich "Handy am Steuer" mit "Fahren im angetrunkenen Zustand":

Ein Team der Universität Utah unter der Führung von David Strayer hat in einem Experiment herausfinden wollen, wie sehr das Telefonieren mit dem Handy die Aufmerksamkein reduziert. Aus dem GEO-Magazin 03/09: "Das Resultat ist alarmierend: Während fast jeder andere Fahrer die Abzweigung rechtzeitig wahrnahm, fuhr die Hälfte der Telefonierer am Ziel vorbei. Und das, obwohl die Handybesitzer eine Freisprechanlage benutzten. Wie weitere Test ergaben, spielt es für die Konzentrationsfähigkeit fast keine Rolle, ob der Telefonierer das Gerät in Händen hält oder nicht. Das Problem bei der Handykommunikation, so vermutet Strayer, liegt darin, dass sie im Hirn des Fahrers eine äußere Situation heraufbeschwört, die sich nicht mit der im Auto deckt. Zum Beispiel sieht der Anrufer seinen Chef im Büro vor sich - und nicht das Kind, das auf die Fahrbahn läuft."

Umgekehrt ist das bei Gesprächen mit Insassen: GEO-Magazin 03/09: "Diese Unterhaltung lenkt die Aufmerksamkeit nicht ab. Im Gegenteil: Laut David Strayer chauffieren Menschen mit Beifahrer vorsichtiger, und die zweite Person im Wagen ist selbst daran interessiert, die Strecke im Blick zu behalten."

Die Studie A Comparison of the Cell Phone Driver and the Drunk Driver David L. Strayer, Frank A. Drews, and Dennis J. Crouch, University of Utah, Salt Lake City, Utah, im Sommer 2006 bei Human Factors publiziert, haben wir den oben genannten Stellen mitgesandt.

Zusammenfassung der Studie:

Method: We used a high-fidelity driving simulator to compare the performance of cell phone drivers with drivers who were intoxicated from ethanol (i.e., blood alcohol concentration at 0.08% weight/volume). Results: When drivers were conversing on either a handheld or hands-free cell phone, their braking reactions were delayed and they were involved in more traffic accidents than when they were not conversing on a cell phone. By contrast, when drivers were intoxicated from ethanol they exhibited a more aggressive driving style, following closer to the vehicle immediately in front of them and applying more force while braking. Conclusion: When driving conditions and time on task were controlled for, the impairments associated with using a cell phone while driving can be as profound as those associated with driving while drunk. Application: This research may help to provide guidance for regulation addressing driver distraction caused by cell phone conversations.

Fazit der Studie:

Beim Telefonieren am Steuer, egal ob mit oder ohne Freisprecheinrichtung, ist die Fahrtüchtigkeit genauso vermindert wie mit 0.8 Promille Alkohol im Blut.